C. Abschluß,
Die wichtigsten Wege des Welthandels und Weltverkehrs.
Die Welt am Ende des 19. Jahr-
hunderts steht unter dem Zeichen des
Verkehrs; er durchbricht die Schranken,
welche die Völker trennen, und knüpft
zwischen den Nationen neue Be-
ziehungen an.
Kaiser Wilhelm Ii.
I. Geschichtliches.
a) Im Altertum beschränkte sich der Völkerverkehr im wesentlichen
auf die Länder um das Mittelmeer und in Vorderasien. Die alten
Phönizier waren das wichtigste Handelsvolk und die kühnsten Seefahrer
der alten Welt. Ihre Schiffe durchkreuzten das Mittelmeer, wagten sich
durch die Säulen des Herkules und erreichten auf nördlichen Küstenfahrten
die ziunreicheu Britischen Inseln. Die Blütezeit ihrer Seefahrten fällt um
das Jahr 1000 v. Chr.; sie sollen im Auftrage des ägyptischen Königs Necho
um 600 v. Chr. Afrika umschifft haben. Außerdem betrieben sie einen
schwunghaften Karawanenhandel nach Ägypten, Arabien und deu Euphrat-
ländern.
Der umfangreiche Handel der Babylvnier erstreckte sich im O. bis
zum Judus, im W. bis zu den Gestaden des Mittelmeeres Fast sämtliche
Völker Vorderasiens, auch die Phönizier, hatten Gewicht und Maß der
Babylouier angenommen. Erwähnenswert sind noch die Straßenbauten der
Perser. Das ganze, weite Perserreich war von einem vielverzweigten Netz
künstlicher Straßen durchzogen. Freilich dienten diese Straßen lediglich
Regierungszwecken. Persische Postreiter, von denen die Griechen sagten, sie
flögen schneller als Kraniche, durchmaßen die lauge Hauptstraße mit Wechsel-
Pferden in 6—8 Tagen.
Im westlichen Mittelmeer, Afrika und Europa wurden die Entdeckuugs-
und Handelsfabrten der Phönizier durch Karthago sortgesetzt, der
bedeutendsten Pflanzstätte phönizischer Siedelung. Punische Seefahrer kamen
au den Küsten Westafrikas bis Senegambien und drangen in kühnen Handels-
fahrten bis zu den Küstenländern Nordwestenropas vor. Die eigentlichen
Schüler und Nachfolger der Phönizier wurden indes die Griechen. In
allen Küstenstrecken des Mittelmeerbeckens legten sie Handelskolonien an,
befuhreu das Schwarze Meer und kamen zur Zeit der Ptolemäer sogar bis
Indien. Die R ö m e r erschlossen durch ihre Eroberungskriege Mitteleuropa
der erdkundlichen Erkenntnis, legten in ihrem weiten Reiche großartige
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: C._Abschluß Wilhelm Necho
Extrahierte Ortsnamen: Altertum Vorderasien Königs_Necho Afrika Vorderasiens Afrika Europa Karthago Westafrikas Nordwestenropas Indien Mitteleuropa
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124 Der Ritterdienst und das Söldnerwesen.
an den König von Polen, um denselben zu versichern, daß er Alles aufbieten werde, die Verbindung rückgängig zu machen. In der That versuchte er dies, indem er an die Kursürstin Anna, wie an Gustav Adolph sehr entschieden schrieb, ihn „hinsüro mit dieser Heirath gnädig zu verschonen." Aber ungeachtet dieses Berbots erschien noch in demselben Jahre eine schwedische Gesandtschaft, um die hohe Braut feierlich einzuholen. Georg Wilhelm hatte nicht die Energie, sich weiter zu widersetzen, und nachdem die Vermählung zu Stockholm vollzogen war, entschuldigte er sich beim Könige von Polen, „er habe dem Willen seiner Mutter und der Neigung seiner Schwester nicht Gewalt anthun wollen."
Wenn Georg Wilhelm's Ohnmacht sich selbst in seinen Familienange-legenheiten so klar erwies, so konnte es nicht Wunder nehmen, daß der Fürst sich in den öffentlichen Angelegenheiten noch schwächer zeigte. Als der dreißigjährige Krieg sich den Grenzen der Mark näherte, war er völlig außer Stande, eine feste Stellung in dem großen Parteikampf zu ergreifen.
Das Söldnerwesen. Die Mark Brandenburg selbst war in Folge des damaligen Kriegswesens bereits schwer heimgesucht. Das Söldnerwesen war, wie erwähnt, überall an die Stelle der früheren Wehrpflicht der Ritter und Städte getreten. Von dem alten kriegerischen Geist der Adeligen war fast nirgends mehr die Rede: er war allmälig erloschen, seitdem durch die Auwendung des Schießpulvers die Bedeutung des ritterlichen Kriegsdienstes gesunken war. Früherhin war der Ritterdienst im vollen Harnisch die Ehre des Adels und sein Vorrecht gewesen; nachher, wo die Harnische als unnütze Last großenteils weggeworfen wurden, weil sie gegen das Geschütz doch nicht helfen konnten, „durfte (wie sich der Kurfürst Johann Sigismund ausdrückt) jeder schlechte Kerl aus eiu Pferd gesetzt werden und des Ritters Stelle vertreten. Dieser gewöhnte sich daran, heim zu bleiben und an seiner Statt Kutscher, Vögte, Fischer und dergleichen schlimm und unversucht Lumpengesindel, statt guter, starker Heugste aber kleine schwache Klepper zu schicken. Welcher Ritter mochte dann mit solchem Volke dienen!" Bald war so wenig kriegerischer Sinn im Adel, daß der Kurfürst Georg Wilhelm, als er im Jahre 1623 die Lehensleute aufbot, hinzufügte, sie möchten das für keinen Scherz halten und nicht etwa säumig sein. Nicht besser war es in den Städten: die Bürger machten es wie der Adel, und schickten Tagelöhner und Gesellen, statt selber auszuziehen. Trat ein Kriegsfall ein, so vermochte der Fürst auch durch die dringendsten Bitten an die Stände niemals eine genügende Anzahl Truppen zusammenzubringen, und oft geuug kam es zu den ärgerlichsten Auftritten, wenn er eine Musterung der dienstpflichtigen Leute halten ließ. Dies wurde noch schlimmer, als die religiöse Spaltung zwischen dem Kurfürsten und dem Volke eingetreten war; denn seitdem wurde dem Fürsten oft ganz geflissentlich die nöthige Hülse vorenthalten. So blieb denn nur ein Mittel übrig, um im Kriege etwas auszurichten: nämlich die Werbung von Söldnern. Bei den häufigen Kriegen waren seit Jahrhunderten hoher Sold und Beute, sowie das zügellose Kriegsleben Lockungen geuug für eine Menge von Menschen , welche nicht Vermögen oder Lust hatten, sich durch ein anderes Gewerbe zu ernähren. Im Falle eines Krieges schlossen die Fürsten Werbeverträge mit bewährten Hauptleuten oder Obersten, welche sich verpflichteten,
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Extrahierte Personennamen: Anna Gustav_Adolph Gustav Georg_Wilhelm Wilhelm Georg_Wilhelm's Johann_Sigismund Johann Fischer Georg_Wilhelm Wilhelm
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
1-40 Noth der Marken.
Schon im nächsten Jahre (1636) verfolgte Baner die Kaiserlichen von Pommern aus durch die Marken. Fast ein volles Jahr hindurch drängten sich jetzt die feindlichen Heere mit abwechselndem Glücke hin und her, und das unglückliche Land seuszte in tiefem Elende unter dem Fußtritt der wilden Schaareu. Brandenburg war nicht ergiebig genug, um die zahlreichen Truppen so lange Zeit hindurch zu ernähren und der rohe Soldat suchte durch Grausamkeiten und Gewaltthaten aller Art entweder die letzte Habe der armen Landleute zu erpressen, oder sich auf viehische Weise an den Schuldlosen zu rächen. Man fragte nicht danach, ob man es mit Freunden oder mit Feinden zu thun habe, und die Kaiserlichen gingen mit den unglücklichen Märkern nicht um ein Haar besser um, als die Schweden. Verheerende Seuchen gesellten sich hier, wie überall,, zu dem Elend: die Leichen blieben nnbegraben vor den Hütten und^ auf den Straßen liegen und dienten oft den verwildert umherstreifenden Hunden zum Fraße.
Im Jahre 1636 wurde besonders die Hauptstadt Berlin von dem schwedischen General Wrangel hart bedrängt; der Kurfürst hatte sich mit Schwarzenberg und dem Hofe nach der Festung Peitz geflüchtet, aber die Stadt mußte eine schwere Brandschatzung über sich ergehen lassen, an 30,000 Thaler zahlen und eine fast unerschwingliche Menge von Lebensmitteln, Kleidungsstücken, und Bedürfnissen aller Art aufbringen. Da das baare Geld nicht hinreichte, so mußten die Bürger ihr goldenes und silbernes Geräth mit herbeibringen, welches nach willkürlicher Schätzung für Geldeswerth angenommen wurde. Auch dort kam die Pest hinzu, um die Drangsale der schweren Zeit zu vermehren; sie wüthete so stark, daß im nächsten Jahre beinahe zweihundert Häuser leer standen.
An jener Zeit starb Bogislav Xiv., der letzte Herzog von Pommern, und das Land hätte nun ohne Weiteres an Brandenburg fallen müssen; der schwedische Gesandte Steno Bielke aber erklärte den Ständen, er könnte nicht zugeben, daß Schwedens Feinde die Regierung des Herzogthums übernähmen. Georg Wilhelm, hierdurch von Neuem gereizt, verband sich um so entschiedener mit Kaiser Ferdinand Iii., welcher in demselben Jahre (1637) an die Stelle seines Vaters Ferdinand Ii. getreten war. Der Kurfürst warb mit kaiserlicher Unterstützung ein Heer von siebentausend Söldnern, und der Krieg wurde mit ueuer Kraft gegen die Schweden begonnen. Die Marken und Mecklenburg kamen wieder in die Hände der Kaiserlichen, wogegen die Schweden sich in Pommern behaupteten und dasselbe ganz wie eine schwe-dische Provinz regierten. Im nächsten Jahre erhielten sie neue Verstärkungen aus Schweden, und Baner drang wieder siegreich in den Marken vor. Alles Elend, was Brandenburg schon erfahren hatte, war nicht mit den Schrecknissen zu vergleichen, welche der jetzige Rückzug der Kaiserlichen über das arme Land brachte. In Städten und Dörfern wurde von denselben schlimmer als je gewüthet, ohne Schonung alle Häuser, Kirchen und selbst die Gräber erbrochen, alles Geräth, was nicht mit sortgeschasst werden konnte, zerschlagen und zerstört, den Einwohnern Koth in die Nasen, Ohren und Hälse gegossen, (was man spottweise den schwedischen Trunk nannte), und durch andere Martern jeder Art Geld erpreßt.
Als die Noth in der Mark am höchsten gestiegen war, verließ der Kur-
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Extrahierte Personennamen: Schwarzenberg Bogislav Steno_Bielke Georg_Wilhelm Wilhelm Ferdinand_Iii Ferdinand Ferdinand_Ii Ferdinand Koth
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
200 Das Waisenhaus zu Halle.
das Geld zu ihrem Unterhalte nehmen würde; doch setzte er sein Vertrauen auf Gott und da unterdeß die Armenschule bereits in einem besonderen Hause untergebracht war, nahm er dahin auch die Waisen unter Leitung armer Stu-direuder, für die er von den ihm zufließenden mildthätigen Gaben zugleich Freitische gründete. Bald wurde der Raum für die Schule und die Waisen zu klein und Francke dachte daran, ein ordentliches Waisenhaus zu bauen. „Mehrere rietheu mir," schreibt er, „das Hans von Holz zu bauen, aber der Herr stärkte mich im Glauben, als hätte er zu mir gesagt: Baue das Haus von Steinen, ich will dir's bezahlen." In der That öffnete Gott der Menschen Herzen, daß nach und nach das Nöthigste zum Beginn des frommen Werkes zusammenkam, und am 24. Juli 1698 legte Francke getrost den Grundstein zu dem noch jetzt bestehenden großen Halleschen Waisenhause. „Da war kein Vorrath," schrieb er, „nicht eine Hütte zu bauen, geschweige ein Waisenhaus für ein paar hundert Menschen, aber der Herr hat's mit der That bewiesen, daß er sich zu der Sache bekennen wolle, und vou Woche zu Woche gleichsam zugebröckelt, was die Nothdurst erforderte, daß die Waisenkinder nicht Hunger gelitten und die Bauleute bezahlt wurden. Mit Gott hat es mir noch niemals gefehlt, aber mit Menschen und ihren Vertröstungen vielmals; wenn's aber mit dem einen fehlte, hat Gott den anderen erweckt; wenn sich eine Quelle verstopft hat, hat sich die andere eröffnet." Von Anfang an sah Francke den Bau nicht als seine, sondern als Gottes Sache an, und an ihm bewährte sich das Wort: „Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, ihr könntet Berge versetzen." Jahre lang war die Geschichte des Waisenhauses ein täglicher Kampf gläubigen Gottvertrauens gegen die dringendste Noth, aber immerdar ist das Vertrauen gekrönt worden: hundert augenfällige Erweise der helfenden göttlichen Gnade wurden dem treuen Gottesmanne gegeben. Einst kam der Hausvater zu ihm und stellte ihm vor, es sei die höchste Zeit, wieder Vorräthe, Holz n. a. einzukaufen, aber es sei kein Geld da, es bleibe nichts übrig, als irgendwo zu borgen. Francke aber sagte: „man müsse erst Gott bitten gehen, ob er nicht Hülfe schicken wolle," und er ging in feine Kammer, dem Herrn in kindlichem Gebete die Noth vorzutragen. Noch an demselben Abende kam ein Freund mit einem Briese und einer Rolle Geld, die für das Waisenhaus geschickt worden war. — Ein anderes Mal, als auch die Noth sehr groß war, wollte sie Francke eben wieder im Gebete dem Herrn klagen, da kam von einem Käufmanne in Leipzig eine Sendung von 1000 Thalern. Da gedachte er an den Spruch: „Ehe sie rufen, will ich antworten," und ging auch in fein Kämmerlein, aber nicht um zu bitten, sondern um Dank zu opfern aus freudigem Herzen. Nach und nach verbreitete sich der Ruf der trefflichen Anstalten so, daß von allen Seiten Vornehme und Niedere, Reiche und Arme wetteiferten, ihre Theilnahme an dem schönen Werke zu bezeigen; arme Bäuerinnen brachten Lebensmittel für die Francke'schen Waisenkinder und baten ihn, dies Scherflein der Armuth anzunehmen.
Ein treuer Gehülfe für Francke war ein Theologe Elers: derselbe wurde auch der Gründer der berühmten Waisenhaus-Buchhandlung, die einen ebenso merkwürdigen Anfang nahm, wie die anderen Stiftungen. Elers michctc nämlich auf der Leipziger Messe ein Tischchen, um Francke's Predigt „über die Pflichten gegen die Armen" feit zu bieten; das brachte dem Waisenhause
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Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Derfflinger. 155
Glaube. In Augenblicken der Noth und Gefahr, wo Gründe und Gegengründe der Politik nicht mehr ausreichten, in den schlaflosen Nächten, die dann folgen, fleht er zu Gott, ihn finden zu lassen, was das Beste sei, und an dem, was ihm dann eingeleuchtet, hält er als von Gott eingegeben fest.
Sein vertrautester Rathgeber war während des größten Theiles seiner Regierung Otto von Schwerin, welcher als erster Minister die Stelle des ehemaligen Kanzlers mit dem Titel eines Oberpräsidenten und dem höchsten Range unter allen Beamten einnahm. In militärischen Dingen aber erhielt er an dem berühmten Derfflinger eine wackere Stütze. Bei diesem, als dem ersten berühmteren preußischen Generale, wollen wir hier einen Augenblick verweilen.
Derfflinger kam als armer Schneidergesell in seinem sechszehnten Jahre aus der Lehre und wollte von Tangermünde über die Elbe seinen Weg nach Berlin nehmen, die Schiffer aber wiesen ihn zurück, weil er kein Geld hatte, die Uebersahrt zu bezahlen. Traurig am User stehend sah er, daß viele Leute unentgeltlich übergesetzt wurden; er fragte, was das für Leute seien, und erhielt zur Antwort: Kriegsleute, die kämen überall frei durch. Da meinte Derfflinger, so wäre es ja besser, in der Welt ein Kriegsmann zu sein, als ein Schneider, warf unwillig sein Bündel mit dem Handwerkszeuge in den Strom und ließ sich auf der Stelle als Reiter anwerben. Wo er zuerst Kriegsdienste genommen, ist unbekannt: später trat er in sächsische Dienste, wo er, durch Muth und gutes Verhalten ausgezeichnet, bald zum Offizier befördert wurde Er begab sich im Jahre 1631 unter Gustav Adolph's Fahnen, und seine Tüchtigkeit muß sich dort glänzend bewährt haben, denn schon im Jahre 1635 finden wir ihn als schwedischen Obristlieutenant erwähnt. Er wohnte allen wichtigen Kriegsthaten der Schweden bis zum westfälischen Frieden bei; dann wurde er mit dem größten Theile des schwedischen Heeres mit reicher Belohnung entlassen. Seitdem lebte er in der Mark, wo er sich verheirathet hatte. Bald sollte er seinem neuen Vaterlande als Feldherr große Dienste leisten.
Der Kurfürst bedurfte, als zwischen Schweden und Polen Krieg ausbrach, eines tüchtigen Anführers seiner Truppen, und trat mit Derfflinger in Unterhandlung; dieser stellte seine Bedingungen sehr hoch, wurde aber mit dem Fürsten einig und trat im Jahre 1655 als Generalwachtmeister in bran-denburgische Dienste: seine alte Bekanntschaft unter dem Kriegsvolke, das ehemals unter den Schweden gedient, verschaffte dem Kurfürsten viele tüchtige Offiziere, sein Name, wie seine kundige Thätigkeit förderten die Wer--bungen, und seine Anordnungen trugen viel zur Ausbildung der jungen Kriegsmacht bei, deren Stärke, Ordnung und Ausrüstung bald alle Welt in Erstaunen setzte. In den folgenden Kriegen zeichnete er sich besonders als trefflicher Reitergeneral überall höchst Vortheilhaft aus, und schon im Jahre 1657 wurde er mit großer Anerkennung seiner Dienste und Fähigkeiten zum Generallieutenant der Reiterei ernannt, bald darauf zum Geheimen Kriegsrathe, in welcher Eigenschaft er die Leitung des gesammten Kriegswesens erhielt. Im Jahre 1670 aber wurde ihm wegen seiner großen Verdienste um das Heer die höchste Würde in demselben zu Theil; er wurde zum Feldmarschall ernannt. Wiewohl er wegeu seines eigensinnigen, störrigen Wesens dem
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Extrahierte Personennamen: Derfflinger Rathgeber Otto Derfflinger Muth Gustav_Adolph's Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Schwerin Berlin Schweden Schweden Polen Schweden
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Derfslinger. 157
weil ihn der Gedanke quäle, ob er wohl in der Welt noch ein General werden möchte. „Ach was!" rief der Andere, „lieg und schlaf! ein Lumpenhund magst Du wohl noch werden, aber kein General!" Dreißig Jahre nachher, als er schon Feldmarschall war, kam er in ein Städtchen, wo der Name des Bürgermeisters ihn an jenen Kameraden erinnerte. Er fuhr sogleich vor dessen Wohnung, und als derselbe eiligst mit der Mütze in der Hand hervorstürzte, rief Derfslinger, ihn auf den ersten Blick wiedererkennend, mit starker Stimme: „Kamerad, kennen wir uns wohl noch?" — „Ja," erwiderte der Bürgermeister mit Zögern. — „Und wie ist's mit der Prophezeihuug geworden?" fuhr Derfslinger fort, indem er ihm die Worte jener Nacht zurückrief. Der Bürgermeister entschuldigte sich, nach so langer Zeit könne er sich der Worte, die er damals gebraucht, so genau nicht mehr erinnern, bäte aber um Verzeihung, wenn unter ihnen als Zeltkameraden damals so Etwas vorgekommen. „Wenn's einmal Lumpenhund sein muß," rief Derffliuger, „so mag's drum sein; aber wer ist denn nun der größte geworden, ich oder Du?" Der Bürgermeister wußte sich in seiner Verwirrung kaum zu fassen, der Feldmarschall aber sprang aus dem Wagen, umarmte ihn brüderlich, klopfte ihm auf die Schultern und sagte, ob er was Gutes zu essen habe? Jener antwortete: Schinken, geräucherte Würste, Fische und Krebse habe er im Hause. „Und ich," sagte Derffliuger, „habe guten Rheinwein bei mir." Und so gingen sie zusammen hinein, aßen und tranken vergnügt mit einander und unterhielten sich mit alten Schnurren und Streichen aus jener frühen Zeit.
Derfflinger lebte seine letzten Jahre im Schooße seiner Familie, jeder Sorge enthoben, in stillem Frieden. Man erzählt, daß er einst an der Wiege des Kurprinzen, nachherigen Königs Friedrich Wilhelm des Ersten, stand, ganz in Betrachtung versenkt. Der Kurfürst fragte ihn: „Nun, alter Derfflinger, was denkt Er denn so nach?" Der Feldmarschall fuhr auf, war zuerst etwas verlegen, faßte sich aber gleich und sagte mit munterer Geradheit: „Indem ich den Prinzen ansah, dachte ich mir und sagte im Stillen zu ihm: Dein Großvater hat mich gehudelt, Dein Vater hat mich gehudelt, aber Du wirst mich wohl ungehudelt lassen." Der Kurfürst lachte und ließ es gut sein. Derfflinger war übrigens ein Mann von aufrichtiger Frömmigkeit, der protestantischen Glaubenslehre eifrig ergeben: er ließ sich in seinen letzten Lebensjahren aus dem trefflichen Erbauungsbuche Johann Arud's „wahres Christenthum" fleißig vorlesen. An Altersschwäche starb er am 4. Februar 1695 im neunzigsten Lebensjahre.
22. Der schwedisch-polnische Lrieg; das Her^ogthum Preußen rvird unabhängig von Polen.
Ausbruch des schwedisch-polnischen Krieges; des Kurfürsten Politik. Das Heer, welches Friedrich Wilhelm mit Anstrengung aller Kräfte seines Landes gebildet und vermehrt hatte, fand sehr bald Gelegenheit, seine Tüchtigkeit zu erproben: im Jahre 1654 brach ein Krieg zwischen Schweden und Polen aus, welcher für den großen Kurfürsten nicht gleichgültig bleiben konnte, vielmehr auf das Schicksal seiner Staaten einen großen Einfluß übte. Der Klugheit und Umsicht, womit Friedrich Wilhelm sich während dieses
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Extrahierte Personennamen: Derfslinger Derfslinger Derffliuger Derfflinger Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Derfflinger Johann_Arud's_„wahres_Christenthum" Johann Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Ruggiero; Graf von Wartenberg. 211
Auflagen war jedoch bei Hofe fast immer Geldnoth. Das verschaffte einem unverschämten Betrüger, der sich Dominico Cantano Graf von Ruggiero nannte und in glänzendem Aufzuge nach! Berlin, kam, leicht Eingang bei dem Könige und dem Grafen Wartenberg, indem er behauptete, durch die Kunst der Alchymie Gold machen zu können. Der gewandte Abenteurer legte, wie gewöhnlich, eine Probe seiner Taschenspielerkunst ab, versprach Millionen, erhielt eine Wohnuug in einem königlichen Hause angewiesen, aber kein Geld, weil man meinte, das habe ein Goldmacher nicht nöthig. Er verlangte jedoch 50,000 Thaler, um die Flüssigkeit, welche er zum Goldmachen brauche, zu schassen ; da er das Geld nicht erhielt, reiste er nach Frankfurt a. M. ab, wurde aber bald zurückgeholt, weil die in Schulden versunkenen Hofleute dem König anlagen, den Wuudermauu nicht so schnell fortzulassen. Vergeblich kam von mehreren Fürsten inzwischen die Anzeige, daß derselbe ein Betrüger sei; man wollte es nicht glauben. Der Abenteurer ließ es sich in Berlin nochmals wohl gefallen, brachte aber natürlich kein Gold zu Stande und floh endlich, da man ihm zusetzte, nach Stettin; noch einmal zurückgeholt, entwich er bald wieder, wurde jedoch wiederum nach Berlin gebracht und wußte den Hof noch ein ganzes Jahr hinzuhalten. Dann wurde ihm endlich als Betrüger der Proceß gemacht, und in Flittergold gekleidet wurde er in Küstriu aufgehängt.
Viel schädlicher für den ganzen Staat war die langjährige Gunst, in welcher sicb der Graf Kolb von W artenberg bei Friedrich zu behaupten wußte. Durch seine vorsichtige Benutzung aller Schwächen des Königs, durch seine Geschmeidigkeit und die Kunst, den Fürsten zu vergnügen, hatte er sich in dessen Freundschaft so festgesetzt, daß es fast unmöglich schien, ihn daraus zu verdrängen. Auch seiner Gemahlin, einer Person von gewöhnlicher Herkunft und ohne alle Bildung, mußte die höchste Auszeichnung bei Hofe gezollt werden, sie viel mehr noch als ihr Gemahl machte sich durch hochmütigen Dünkel und anmaßendes Wesen überall Feinde. Bei der Königin Sophie Charlotte hatte sie lange Zeit keine Beachtung, noch auch den Zutritt zu den kleinen Gesellschaften in Lützenburg zu erlangen gewußt. Als die Fürstin es endlich dem Wunsche Friedrich's nicht mehr versagen konnte, sie nach Lützenburg einzuladen, gerieth die anmaßende Gräfin gleich bei der ersten Zusammenkunft dadurch in große Verlegenheit, daß Sophie Charlotte sie, wie es in Lützenburg hergebracht war, französisch anredete, worauf die hochfahrende Frau zur Schadenfreude aller Anwesenden nicht zu antworten wußte. Zuletzt wurde ihr Uebermuth auch gegen die königliche Familie so unerträglich , daß sie die Gunst des Königs endlich verlor. Nun sammelten sich die Feinde des Grafen um den Kronprinzen Friedrich Wilhelm, welchem das Treiben der Wartenbergs schon längst ein Aergerniß gewesen war; aber noch immer hielt es schwer, den König zu einem entscheidenden Schritt zu bringen. Endlich sah er ein, daß er den Günstling, der sein Vertrauen gemißbraucht, entlassen müsse. Derselbe erhielt eine reichliche Pension, mit der Verpflichtung, in Frankfurt am Main zu bleiben; er soll Millionen und seine Frau allein gegen eiue halbe Million Thaler an Diamanten mitgenommen haben.
Auch in seiner Familie hatte der König in seinen letzten Jahren wenig ßi'eude. Nüch dem Tode der Königin Sophie Charlotte hatte er sich bestimmen
14*
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Ruggiero Dominico_Cantano_Graf_von_Ruggiero Wartenberg Kolb Friedrich Friedrich Sophie_Charlotte Sophie_Charlotte Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Sophie_Charlotte
Extrahierte Ortsnamen: Wartenberg Berlin Frankfurt_a._M. Berlin Stettin Berlin Flittergold Küstriu Lützenburg Lützenburg Lützenburg Frankfurt_am_Main
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
238 Quan;.
militärischen Einrichtungen verloren sein würden. Natürlich gab es bei Hofe Leute, welche sich dem Vater angenehm zu machen suchten, indem sie diese Gefahr noch mehr hervorhoben, und durch allerlei Zwischenträgerei wurde Friedrich Wilhelm so aufgebracht, daß er seinem Sohne immer härter begegnete und ihn bei vielen Gelegenheiten vor dem ganzen Hose mißhandelte. Der König war überhaupt, obwohl voll Liebe und wahren Wohlwollens gegen Frau und Kinder, doch so wenig Herr seines heftigen Temperaments, daß er sie sehr thrannisirte. Der Kronprinz wurde jetzt ausgescholten, so oft er in des Königs Nähe kam. Von Zeit zu Zeit schrieb er einen demüthigen Brief an denselben, um ferne Gnade wieder zu erlangen: dann wurde der König etwas freundlicher, aber es hielt meistens nicht lauge an.
Im sechszehnten Jahre wurde Friedrich von seinem Vater mit an den üppigen Hof des Königs August von Sachsen genommen (1718); er widerstand den Versuchungen des ausschweifenden dortigen Lebens nicht und zog sich dadurch neuen Zorn des Vaters zu. Großen Eindruck machte auf ihu das rege künstlerische Treiben in Dresden. Er hörte auch den berühmten Flötenbläser Quauz, und da er die Musik leidenschaftlich liebte, so wirkte er mit Hülse seiner Mutter aus, daß derselbe mit einigen andern Musikern nach Berlin kam, wo er dann heimlich Unterricht bei ihm nahm. Wenn er Vormittags mit den Soldaten im steifen Zopfe und enger Uniform die Uebungen ausgeführt hatte, so machte er es sich des Nachmittags gern bequem, und mit zierlichem Haarbeutel und gesticktem Schlafrocke überließ er sich mit Quauz den Genüssen des Flötenspiels. Eines Abends, als die Beiden mit dem Lieutenant von Katte auch so behaglich zusammen waren, hörten sie plötzlich den Tritt des Königs. Schnell entschwanden die Freunde in einen Versteck, Flöte und Noten wurden bei Seite gebracht, und Friedrich legte in Eile wieder die Uniform an. Der Vater aber merkte, was man getrieben hatte, er fand den Schlafrock und den Haarbeutel, warf sie unter Ausbrüchen der größten Heftigkeit nebst vielen Büchern ins Feuer und konnte des Schel-tcns kein Ende finden. Der Prinz durfte sich nun lange nicht vor dem Vater sehen lassen; endlich schrieb er ihm wieder, bat, ihm zu verzeihen, wenn er wider sein Wissen und Wollen Etwas gethan, was den Vater verdrossen, und versprach, nie wieder mit Willen zu fehlen. Der König aber antwortete: „der Prinz fei ein eigensinniger und böser Kopf, der seinen Vater nicht liebe, indem er, sobald er abwesend, nicht thue, was dieser wolle. Zum andern/' fährt der König fort, „weiß er wohl, daß ich keinen effemmirten (weibischen) Kerl leiden kann, der keine menschliche Jnelination hat, der nicht reiten noch schießen kann, und dabei malpropre an seinem Leibe, seine Haare wie ein Narr sich frisirt und nicht verschneidet. Das habe er tausendmal verwiesen und doch umsonst, ohne Besserung." Dann warf er dem Prinzen vor, hofföh'.tig, recht bauernstolz, nicht populär und affabel zu fein, außer Einigen mit keinem Menschen zu sprechen, mit dem Gesichte Grimassen zu schnciben, als wenn er ein Narr wäre; enblich, daß er zu Nichts Lust habe, als seinem eigenen Kopfe zu folgen. Der Brief endete: „Dieses ist die Antwort." Zu Anderen sagte der König: „Fritz ist ein Querpfeifer und Poet, er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben."
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
246 Verlobung.
drückte ihm ihre Gefühle der Dankbarkeit so lebhaft aus, daß er sich der Thränen nicht erwehren konnte.
Am folgenden Tage baten sämmtliche in Berlin anwesende Oberoffiziere unter Anführung des alten Fürsten Leopold von Dessau den König, daß er seinen Sohn auch wieder in das Heer aufnehme. Als nun bald darauf bei einer Heerschau der Kronprinz mit dem Könige in Uniform erschien, ließ das Volk seiner Freude in lautem Zurufe freien Lauf.
Noch einmal jedoch kehrte Friedrich nach Küstrin zurück, wo er noch drei Monate mit großer Auszeichnung und zur hohen Befriedigung des Vaters arbeitete. Erst dort in Küstrin entwickelte sich Friedrich's Sinn für ernste Arbeiten; er widmete sich nach und nach den staatswirthschaftlichen Studien mit wahrer Theilnahme und Lust und fing an, eigene Ideen für das Wohl des Staates zu verarbeiten. Auch für das Soldatenwesen entwickelte sich jetzt in ihm eine freiwillige Neigung: er bat den König, ihm eine Compagnie in Küstrin und eine in Frankfurt zu geben, um neben seinen landwirtschaftlichen Beschäftigungen auch dem Dienste zu leben. Der Vater wollte es fast nicht glauben, aber es machte ihn sehr glücklich.
Friedrich's Vermählung. Um Friedrich Wilhelm vollständig zu ver-söhnen, hatte der Kronprinz, wie gesagt, schon lange auf die von der Mutter noch immer eifrig erstrebte englische Heirath verzichtet. Grumbkow hatte ihm heimlich den Rath gegeben, den Wünschen des Vaters entgegenzukommen, welcher vorzüglich seine Vermählung mit der Prinzessin Elisabeth Christine von Brauuschweig-Beveru wünschte. Dieselbe war eine Nichte der Kaiserin, und der österreichische Gesandte hatte insgeheim Alles gethan, um die Absichten des Königs auf sie zu lenken und durch eine solche Verbindung den künftigen Thronfolger enge an das kaiserliche Haus zu knüpfen. Der Kronprinz erklärte an Grumbkow von vorn herein, er sei bereit, die Prinzessin zu heirathen, wenn dieselbe nur nicht albern und gar zu häßlich sei. Grumbkow schilderte ihm nun die Prinzessin, welche mit ihren Aeltern damals in Berlin zum Besuche war, nicht gar Vortheilhaft, damit Friedrich später angenehm überrascht würde, wenn er sie selbst sähe. Der Prinz aber gerieth noch einmal in einen fast verzweifelten Kampf mit sich selber; durch Grumbkow's Brief wurden die schwersten Bedenken in ihm rege. Er besorgte, sich für alle Zukunft an eine Frau zu binden, welche ihm unerträglich werden müßte. Er wünschte sich eine Gattin, welche in den Gesinnungen und geistigen Neigungen mit ihm übereinstimmte, was er von der ihm vorgeschlagenen Prinzessin nicht erwartete. In einer solchen Stimmung schrieb er einen verzweifelten Brief an Grumbkow. Für die Verirrungen seiner Jugend, sagte er, sei er genug bestraft, und wolle nicht die Verpflichtung eingehen, für immer unglücklich zu werden, lieber mache er durch einen Pistolenschuß allen Qualen ein Ende. Gott werde ihn nicht verdammen, wenn er sich von einem unglücklichen Dasein befreie. Grumbkow machte ihm sehr ernste Vorstellungen wegen dieser übereilten und verbrecherischen Gedanken. Zu gleicher Zeit aber kam ein Schreiben des Königs, worin dieser in der Aussicht auf die Heirath den Kronprinzen anwies, seinen Aufenthalt in Küstrin aufzugeben und mit Sack und Pack nach Berlin zu kommen. Die nahe Aussicht auf völlige Befreiung aus der bis-
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Frankfurt Berlin Berlin
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Des Königs Diener; seine Lieblingsthiere. 327
und Töpfe, einem anderen eine Klapperbüchse für sein kürzlich nengebornes Kind, ein in Nürnberg geborener Lakai erhielt Nürnberger Spielwaaren u. s. w.
Er sah es übrigens ungern, wenn einer von seiner Dienerschaft sich ver-heirathete oder auch nur eine Liebschaft hatte. Einer seiner Kammerhusaren liebte eine Potsdamer Bürgerstochter und benutzte jeden Moment, wo er los kommen konnte, um sich von Sanssonei nach der Stadt zu schleichen. Der König erfuhr dies und wurde ärgerlich. Er ließ den Diener kommen und sagte ihm: „Setz' Dich dort an den Schreibtisch, ich will Dir einen Brief bictimv' Der Husar gehorchte; Friedrich begann, indem er im Zimmer ans- und abging: „Mein Schatz!" Der Husar stutzte, er glaubte nicht recht gehört zu haben: der König aber sah ihn mit seinen burchbringenben Blicken an und wiederholte: „Mein Schatz! der König rechnet mir jede Stunde nach, die ich bei Dir so angenehm zubringe. Damit meine Abwesenheit künftig von dem Murrkopfe weniger bemerkt werben kann, miethe Dir in der bran-benbnrger Vorstabt nahe bei uns ein Stübchen, bamit wir nns mit mehrerer Bequemlichkeit als in der Stadt sehen können. Ich verbleibe bis in den Tod Dein treuer :c." Als der Husar mit zitteruber Hand und mit Angstschweiß auf dem Gesichte geschrieben, sagte der König: „Nun mach' ein Couvert darum und versiegele den Brief." Auch dies geschah. Nun dictirte ihm der König noch die Adresse: Vor- und Zunamen des Mädchens mit Straße und Hausnummer, Alles ganz genau. Ein Lauser wurde gerufen und diesem der Brief zur Bestellung gegeben.
Einer von des Königs Dienerschaft kam auf den unglücklichen Gedanken, ihm am Neujahrstage einen Glückwunsch in deutschen Versen zu überreichen, die er von einem Gelegenheitsdichter hatte anfertigen lassen. Als der König die Verse gelesen, ließ er den Lakaien rufen und fragte ihn, ob er die Verse selbst gemacht. „Nein, Ew. Majestät," war die verlegene Antwort des Gratulanten. „Das ist gut!" sagte der König. „Hier will ich Dir Etwas für Deinen guten Willen schenken." Er reichte ihm einige Goldstücke hin. „Es ist Dein Glück, daß Du die Verse nicht gemacht hast, denn sonst hätte ich Dich ins Tollhaus bringen lassen müssen. Jncommobire Dich übers Jahr nicht wieder."
So wohlwollend und gemüthlich der König übrigens gegen seine Dienerschaft sein konnte, so war er doch im Allgemeinen sehr streng und forderte von ihnen besonders die größte Pünktlichkeit im Dienste. In Augenblicken der Heftigkeit ließ er sich, wie sein Vater, selbst zur Behandlung mit Faust-und Stockschlägen hinreißen.
Des Königs Hunde und Pferde. Auf seinen Spaziergängen waren drei oder vier Windspiele seine beständigen Begleiter; eines war der Liebling, dem die anderen nur zur Gesellschaft dienten. Einer der sogenannten kleinen Lakaien mußte die Windhunde bedienen und bei gutem Wetter in den Gärten, bei schlechtem in den Sälen spazieren führen. Die Lieblingshunde begleiteten ihren Herrn auch im Felde: mit Siche verbarg er sich einst vor herumstreifenden Panduren unter einer Brücke, wobei das kluge Thier sich so ruhig verhielt, als wisse es um die Gefahr. — Im Jahre 1760 im Winterquartiere zu Leipzig fand der Marquis d'argens den König auf den Dielen sitzend, vor ihm eine Schüssel mit Fricasss, ans welcher seine Hunbe ihr
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